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Writer's picturePetra Lohmeier

Wie Umweltschützer sich selbst im Weg stehen können...




Vor ein paar Tagen habe ich an einem Mastermind-Projekt der lokalen Regierung teilgenommen, um mich für Win-Win-Situationen zwischen Mensch und Natur einzusetzen, die auch einen Gewinn abwerfen.


Warum Gewinn?


Weil Unternehmen, insbesondere große internationale Unternehmen, viel mehr Geld haben als die lokale Regierung und die Natur-/Tierschützer zusammen, und wenn sie zum Schutz der Umwelt aktiviert werden können, können sie das in viel größerem Umfang tun als alle anderen. Aber sie sind Unternehmen - sie werden sich nicht beteiligen, es sei denn, sie profitieren in irgendeiner Weise davon, und dieser Nutzen besteht in der Regel in der Verringerung von Risiken oder in der Steigerung des Profits.


So funktioniert die Welt.


Und es gibt inzwischen eine Vielzahl von Beispielen, bei denen Unternehmen eine Win-Win-Situation mit der Umwelt gefunden haben, von der wirklich beide Seiten profitiert haben, ganz ohne Greenwashing, angefangen bei Lebensmittelunternehmen bis hin zu Unternehmen wie Suntory, deren Hauptgeschäft nicht der Naturschutz, sondern Getränke sind, die aber schon vor 20 Jahren damit begonnen haben, Naturschutzgebiete und Wälder zu kaufen, um das Grundwasser zu schützen, das ihre größte Ressource ist.


Hat Suntory das getan, weil sie die Natur schützen wollten? Ich weiß es nicht.


Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass es dem Molch, der noch lebt und fröhlich in seinem Teich schwimmt, egal ist, warum Suntory das getan hat, und es wird ihm auch egal sein, ob sie mit dem Schutz seines Naturschutzgebietes einen Gewinn gemacht haben - der Molch weiß nur, dass er noch lebt. Oder sie. Ich mag „es“ nicht, denn ich weiß, dass Tiere eine Seele haben, und und Tiere als „es“ zu bezeichnen, diente in der Vergangenheit dazu, Missbrauch zu rechtfertigen. Aber das ist eine andere Geschichte.


Also ja, ich bin auch einer dieser Tierliebhaber. In der Tat habe ich in der Vergangenheit Dutzende von Tieren gerettet und ihnen sogar ein Zuhause gegeben, ich bin schon vor 35 Jahren mit dem Fahrrad zur Schule gefahren, um das Klima zu schützen, und ich habe auch in Unternehmen für meine Überzeugungen bezahlt.


Ich bin also für den Schutz der Natur, und das schon seit Jahrzehnten.


Also, vor ein paar Tagen bin ich bei diesem Mastermind der Stadtverwaltung, aber das erste, was ich von dem Naturschützer dort höre, ist: „Nein, wenn mit Naturschutz Profit gemacht wird, dann bin ich raus!!!“.


Nun, ich verstehe, dass Profit die „falschen Leute“ anziehen kann, und ich habe gesehen, wie das passiert ist und ein Geschäft korrumpiert hat, das lange Zeit sehr nützlich war. Aber wenn ich den Profit generell ablehne, was erreiche ich dann als Naturaktivist?


Ich stelle sicher, dass ich niemals Erfolg haben werde.


Und warum?


Denken Sie darüber nach. Was wollen die Naturschützer erreichen?


Sie wollen erreichen, dass die Wirtschaft das Richtige tut, der Natur keinen Schaden zufügt und im Idealfall die Natur sogar schützt.


Aber in dem Moment, in dem die Unternehmen dies tun und auch nur ein winziges bisschen Profit dabei herausspringt, machen einige Aktivisten sofort die Bemühungen UND das Unternehmen nieder, „weil das Unternehmen es nur getan hat, um Profit zu machen“!!!


Das mag wahr sein oder auch nicht, aber was wäre, wenn es wahr wäre?


Dem metaphorischen Molch macht das nichts aus.

Er will einfach nur leben, und zwar ohne zu leiden.


Indem Sie das Unternehmen in seinem Bestreben aufhalten, und seine Marke und seinen Ruf zerstören, dann bringen Sie damit praktisch den Molch um.


Ist das wirklich das, was wir wollen?


Lieber einen toten Molch, als einen CEO zu loben, der noch nicht der perfekte Mensch ist, oder ein Unternehmen, das vielleicht nicht ganz reine Absichten hat? Denkt daran, der Molch ist eine Metapher und steht für Tiere und die Natur - also lieber ein beschleunigter Klimawandel, Tiere, die leiden und noch schneller getötet werden, als jemandem Anerkennung zu zollen, der in unseren Augen nicht das perfekte Motiv hat?


Was wollen wir hier wirklich schützen?


Nicht den Molch, nicht die Tiere, nicht die Natur.


Vielmehr werden wir uns absichtlich zum Märtyrer machen, indem wir dieses Unternehmen angreifen - und die Natur verpflichten wir zum Martyrium gleich mit dazu.


Ich glaube nicht, dass der Molch das sehr mögen wird.


Natürlich wäre es auch mein Ideal, wenn alle Menschen auf der Erde vollkommen altruistisch gegenüber Menschen, Tieren und der Natur wären, aber ich glaube nicht, dass das in den nächsten 20 Jahren der Fall sein wird. Anstatt also alles abzulehnen, was noch nicht perfekt ist, sollte man das Baby lieber dafür loben, dass es ab und zu tatsächlich die Toilette trifft, auch wenn es ab und zu noch auf den Boden pinkelt.


Versteht mich nicht falsch, ich ehre Menschen, die sich nicht „verkauft“ haben, die lieber die Konsequenzen getragen haben, als das Falsche zu tun, das habe ich selbst oft genug getan. Ich bin mir auch bewusst, dass es Menschen gab, die viel besser waren als ich, die zu ihren Prinzipien standen und dafür oft einen hohen Preis zahlten.


Das ist ein ehrenwertes Bemühen, und ich begrüße das absolut.


Ich verstehe auch den Grundsatz, den wir alle in der Kirche gehört haben, dass die rechte Hand nicht wissen soll, was die linke Hand tut, wenn wir wohltätig spenden, d.h. wir sollen nicht mit unseren guten Taten prahlen.


Aber darum geht es im Natur- und Tierschutz nicht.


Es geht nicht darum, perfekte Menschen mit perfekten Motiven zu produzieren.


Es geht schon gar nicht darum, dass „wir“ „denen“ sagen, dass wir besser sind als sie, weil wir Tieren geholfen haben, ohne Profit zu machen.


Beim Natur- und Tierschutz geht es nicht um mich, überhaupt nicht um uns.


Es geht um die Natur und die Tiere.


Und ja, es geht auch um Menschen, weil alles miteinander verbunden ist, aber während das für die meisten Menschen heute der primäre Nutzen ist, ist das für mich und viele der alten Garde ein sekundärer Nutzen.


 Wenn es also um die Natur und die Tiere geht, sollten wir uns nicht in den Weg stellen, wenn plötzlich Hilfe kommt!


Und wenn Saulus zu Paulus wird und anfängt, mir zu helfen, den Tieren zu helfen, dann werde ich seine Bemühungen nicht ablehnen, nur weil er mir die letzten 35 Jahre das Leben schwer gemacht und die getötet hat, die ich liebte - sondern ich bin dankbar, dass er jetzt endlich hilft!


Zumindest, wenn es mir nicht um mich, sondern um die Tiere geht.


Werde ich Paulus beobachten, ob er wirklich Paulus ist und nicht immer noch Saulus darunter?


Sicher werde ich das. Aber das werde ich auch bei meinem Mit-Tierschützer tun, vor allem, wenn einer anfängt, den Tier- und Naturschutz zu sabotieren, um sein Ego zu beweiräuchern, auch wenn ihm gar nicht bewusst ist, dass er das tut. Und ich werde den Aktivisten sehr genau beobachten, der nur Teil der Bewegung ist, weil er wirklich gerne etwas hat, gegen das er kämpfen kann. Die gibt es auch.


Die Welt ist nicht schwarz-weiß. Ich wünschte, sie wäre es.


Es gibt viele sehr, sehr gute und barmherzige und mutige Menschen in der Tierrechts- und Umweltbewegung. Diese Menschen müssen für das, was sie in der Vergangenheit getan haben, und für die enormen Beiträge, die sie für die Gesellschaft geleistet haben, gewürdigt werden, und sei es nur, weil sie die Flamme in einer gesellschaftlichen Atmosphäre am Leben erhalten haben, in der dies nicht einfach war.


Einige von ihnen waren auch sehr effektiv - und einige der effektivsten haben nach Win-Win-Situationen zwischen den Tieren, die sie schützen wollten, und den Menschen gesucht, von denen sie anfangs lange Zeit bekämpft wurden. Sie haben es nur anders formuliert, deshalb ist das den heutigen Umweltschützern nicht ganz so bewußt. Wenn ich dafür sorge, dass die Leute, die Tiere wilderten oder Bäume im Amazon fällten, ihren Lebensunterhalt verdienen können, indem sie die Tiere und Bäume stattdessen schützen, dann habe ich eine Win-Win-Situation gefunden, die auch noch Gewinn abwirft - Gewinn mag hier nicht mein Hauptmotiv sein, aber es mag das Hauptmotiv für einen örtlichen Wilderer sein, der sein Gewehr in den Schuppen hängt im Austausch für einen Job als Ranger, der weniger gefährlich ist und genug einbringt, um seine Familie zuverlässig zu ernähren.


Deshalb ist es für einige von uns ist es an der Zeit, aus dem Guerillalager herauszukommen und ins Licht zu treten.


Werdet Teil der Führung, anstatt dauerhaft Teil der Opposition zu sein.


Die andere Seite weiß jetzt, dass an dem, was wir immer gesagt haben, etwas dran ist. Lasst uns also zusammenkommen, anstatt uns gegenseitig zu bekämpfen!


Lasst uns sehen, wie wir gemeinsam eine bessere Welt schaffen können!




Haben die meisten Unternehmen in der Vergangenheit alles aus Profitgründen getan? Ja.

Aber dieser Profit kann jetzt sehr nützlich sein, wenn wir etwas Größeres erreichen wollen, als wir es in der Vergangenheit je getan haben.




In der Diskussion kam noch eine weitere Frage auf:


„Kann man das Richtige tun und tortzdem damit Geld machen?“


Die automatische Antwort von Naturschützern ist oft ein schallendes „Nein!!!“.

Und es ist eine automatische Antwort, weil es das ist, was uns beigebracht wurde - da wird nicht viel nachgedacht.


Aber ist das wirklich wahr?


Was macht ein Arzt?

Was macht Ihr Zahnarzt?


Gibt es Missbrauch? Natürlich gibt es das.


Es gibt Ärzte und Zahnärzte, die zu viel Geld verlangen. Und einige von ihnen hassen ihre Patienten und sind nur wegen des Geldes und des Prestiges in die Medizin gegangen. Ich würde sagen, die meisten von ihnen haben das nicht getan und sind fürsorgliche und mitfühlende Menschen, aber es gibt zweifellos auch solche, die das nicht sind.


Aber wir gehen trotzdem zum Arzt und ins Krankenhaus, und wir erwarten nicht, dass der Arzt umsonst arbeitet.


Wir loben ihn oder sie, wenn sie es tun, aber niemand erwartet von ihm oder ihr, dass er oder sie das Vollzeit macht.


Wie könnte er seine Familie ernähren, wenn er das tun würde?

Wie könnte sie die teureren Diagnosegeräte kaufen, wenn sie nur ein paar Cent verlangen würde?


Beim Natur- und Tierschutz ist das nicht anders - wenn man den Menschen erlaubt, einen Weg zu finden, auch finanziell davon zu profitieren, dann können sie viel mehr tun, als wenn sie es in ihrer Freizeit nach der Arbeit mit dem angesparten Geld tun müssen.


Man kann nur etwas skalieren, das sich finanziell lohnt, auch im Bereich des Natur- und Tierschutzes und des Klimawandels.


Erinnern wir uns also daran, für wen wir kämpfen - es sind die Tiere und die Natur.

Wir bekämpfen nicht den Kaptialismus - wenn Ihr das tun wollt, dann müsst Ihr in einen andern Verein eintreten.


Und wenn jemand einen Gewinn erzielt, während er denjenigen hilft, für die wir uns einsetzen, dann sollten wir das als Gewinn feiern - denn je mehr Gewinne es gibt, desto mehr Tiere und Natur können geschützt werden!



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