Wir Umweltschützer und Mitglieder der Friedensbewegung träumen per definitionem von einer Welt, in der der Löwe und Lamm friedlich zusammen leben, in der jeder den anderen liebt und mit ihm teilt und in der überall Frieden herrscht.
Also fördern wir den Frieden und die Zusammenarbeit - außer natürlich mit den Kapitalisten, wie den Banken, dem Militär, den Diktatoren der Welt und den großen Pharma- und Lebensmittelkonzernen, die den Frieden zerstören und deshalb unsere Feinde sind... und dann wundern wir uns, dass wir nichts erreichen.
Wenn du Frieden machen willst, musst du mit den Menschen reden, die du nicht magst, die dir das nehmen wollen, was du so sehr schätzt. Mehr noch, du musst sie verstehen und begreifen, warum sie so handeln. Das heißt, du musst sie kennen lernen.
Und dann musst du in einer Sprache sprechen, die sie verstehen, und ihnen etwas geben, das sie wollen. Wenn du einen Kompromiss vorschlägst und sie anständige Menschen sind - innerhalb ihres Wertesystems -, werden sie dir vielleicht entgegenkommen.
Oder, wenn Du eine echte Win-Win-Lösung vorschlägst, werden sie vielleicht mitmachen - nicht weil sie Dir helfen wollen, sondern weil sie erkennen, dass es auch in ihrem eigenen Interesse ist.
Letzteres funktioniert in der Regel in Systemen, in denen es um Macht und/oder Geld geht, weil es das widerspiegelt, was in diesen Organisationen bereits geschieht. Menschen, deren primäre Ziele Macht, Geld und Bedeutung sind, haben keine Freunde, sondern Verbündete. Und ganz gleich, wie oft sie diese Verbündeten als „Freunde“ bezeichnen - wenn sich die äußeren Umstände ändern, werden sich auch die Allianzen ändern. Das liegt in der Natur einer solchen Gesellschaft. „Loyalität“ ist nicht wirklich Loyalität, wie wir sie verstehen, d.h. man verteidigt seinen Freund, auch wenn es einen alles kostet, sogar sein Leben, egal ob man in diesem Leben einen Nutzen davon hat oder nicht. Was sie als „Loyalität“ bezeichnen, basiert auf Angst und Gewalt - und sobald die Person, die diese Gewalt ausübt, schwach wird, verschwindet die „Loyalität“ sofort und macht einem Ventil für all den Groll Platz, den die erzwungene Zusammenarbeit erzeugt.
Die Bildung von Bündnissen liegt also in der Natur von machtbasierten Systemen, und eine Win-Win-Situation ist das eigentliche Wesen eines solchen Bündnisses.
Gegenseitigkeit ist es nicht, es sei denn, sie bringt einen weiteren Vorteil, und sich selbst zu opfern oder etwas aufzugeben ist es sicher nicht.
Nehmen wir also an, Du hast Dich auf den Weg gemacht, hast diejenigen kennengelernt, die zuvor auf der Seite dessen standen, was Du als „Feind“ und „böse“ betrachtetest, hast gelernt zu verstehen, wie sie denken, wie sie reden. Du hast verstanden, was sie wollen, und Du hast sogar Win-Win-Situationen identifiziert, in denen Du Allianzen bilden kannst, indem Du beiden Seiten hilfst und eine Brücke zwischen beiden Lagern baust, was die eigentliche Grundlage des Friedens ist.
Und was passiert dann?
Dein eigenes Lager, die Friedensbewegung, wird Dich zum Feind erklären, während Dein früherer Feind sich immer noch sehr bewusst ist, dass Du zur „anderen Seite“ gehörst, selbst wenn er vorübergehend mit Dir zusammenarbeitet.
Das führt zu dem kontraintuitiven Ergebnis, dass Banker und Militärs möglicherweise besser darin sind, Frieden zu schaffen, als die Friedensbewegung, weil sie zumindest mit der anderen Seite reden und mit ihr kooperieren, zumindest wenn es auch zu ihrem Vorteil ist.
Jetzt musst Du also Lobbyarbeit bei der Friedensbewegung leisten, damit diese besser darin wird, mit Leuten Frieden zu schließen, die nicht zu ihrem Kreis gehören, während Du selbst nicht nur dazwischen, sondern außerhalb beider Lager, also ganz alleine stehst…
Und das bringt zwei Schwierigkeiten mit sich -
1) Wenn Du Erfolg hast, könnte sich die Friedensbewegung destabilisieren oder sogar zerstören, ohne dass Du das willst.
Wieso?
In der Friedensbewegung wird es viele Mitläufer geben, genauso wie in Banken und beim Militär. In der Tat zeigt die Sozialforschung, dass 70 % der Menschen nicht das Richtige tun, weil sie intrinsisch motiviert sind, sondern weil sie schlechte Konsequenzen von anderen Menschen fürchten. In machtbasierten Systemen sind die Konsequenzen extern. In Banken bedeuten diese negativen Konsequenzen, dass man entlassen wird, beim Militär wird man hingerichtet, zumindest während eines Krieges. In Systemen, die auf Liebe basieren, sind die Konsequenzen intern - man wird aus der Gemeinschaft exkommuniziert, was den sozialen Tod bedeutet - etwas, das die meisten Menschen noch mehr fürchten als den physischen Tod.
Und es wird Leute in der Friedens- und Umweltbewegung geben, die einfach nur gerne kämpfen - paradoxerweise - weil man immer gegen etwas kämpfen wird - Kapitalismus, Walfänger, was auch immer.
Beides, die Mitläufer und die Kämpfer, sind Entwicklungsstufen, die alle Menschen auf dem Weg zur sozialen und spirituellen Reife durchlaufen, und es sind notwendige Stufen (siehe Clare Graves' Modell der sozialen Entwicklung), und diese Menschen können erfolgreich genutzt werden, um Gutes zu bewirken. In der Tat ist es der Hauptteil der Arbeit eines Politikers und einer Führungspersönlichkeit, diese Menschen zu beeinflussen, damit sie etwas Gutes für die Gesellschaft, die sie führen, tun.
Aber wie gesagt, sie tun nur das Gute, weil sie sich mehr oder weniger sozial dazu gezwungen fühlen. Wenn man sie also dazu motiviert, die Sichtweise des „Feindes“ zu sehen, um eine Brücke zum Frieden zu bauen, werden sie unter Umständen gerade in dem Moment, in dem sie erkennen, dass sie dort einige Vorteile bekommen, die sie derzeit nicht haben, einfach zum Lager des Feindes überlaufen und das Gute, das sie verlieren werden, verwerfen. Wir schätzen das Vertraute normalerweise nicht sehr.
Deshalb installieren Friedens- und Umweltbewegungen soziale Regeln, die besagen, dass „Konspiration mit dem Feind“, d.h. mit ihm zu reden, ihn zu verstehen und mit ihm zu kooperieren, „Verrat“ bedeutet, was zum sozialen Tod führt. Das stellt sicher, dass das innere der Kommune intakt bleibt, nicht durch die Lehre des „Feindes“ verwässert wird.
Banken und das Militär verhängen nur Strafen für äußeres Benehmen, die nicht die inneren Überzeugungen, d.h. die müssen sich nicht darum kümmern, was die Leute im inneren wirklich glauben, denn die äußere Strafe ist Abschreckung genug, aber Friedens- und Umweltorganisationen können diese äußeren Strafen nicht benutzen, denn diese äußeren Strafen sind gegen die Natur ihrer Gesellschaft - und das zu Recht. Und bei jemandem, der sich auf einer hohen Entwicklungsstufe befindet, d.h. bei den 30%, die wirklich glauben und intrinsisch motiviert sind, braucht man diese Strafen auch nicht. Aber bei den 70% schon, sonst fällt die Bewegung schnell auseinander.
Das wissen auch die Organisationen und Regierungen, die die Friedens- und Umweltbewegungen destabilisieren wollen. Deshalb beschäftigen sie Psychologen, die sich als „Umweltschützer“ und „Friedensaktivisten“ ausgeben, und Gruppen gründen, die diese Ideale äußerlich vertreten, vielleicht sogar eine Dosis Tradition hinzufügen, was immer gut bei den Mitläufern ankommt, und die dann Leute anziehen, die dieser den Friedens- und Umweltbewegung folgen, und ihnen anbieten, sie zu „schulen“.
Natürlich sind die „fortgeschrittenen“ Stufen ziemlich geheim, und wenn man „aufsteigt“, stellt man plötzlich fest, dass einem erählt wird, dass wenn man anfängt, Tiere zu jagen, es angeblich ein „Zeichen für die weitere spirituelle Entwicklung“ ist. Aber man darf den Menschen in den „niedrigeren Stufen“ nicht sagen, was passiert, wenn man „aufsteigt“, da sie dafür „noch nicht bereit“ sind.
Eine der größten Druidenorganisationen in England basiert darauf.
Was tun diese Psychologen wenn sie zuerst so tun als ob sie Tierschützer sind, und dann das Jagen als „spirituelle Entwicklung“ verkaufen? Das so-tun-als-ob nennt man „Matching and Mirroring“, was „Rapport“, also eine Vertrauensbeziehung herstellt, und was dann dafür benutzt wird, die Menschen in eine Richtung zu führen, in die sie gar nicht gehen wollen.
Es ist eine Marketingtaktik. Jeder Vermarkter nutzt sie, um Ihnen etwas zu verkaufen, das die Leute gar nicht brauchen. Wie sind früher Zigaretten verkauft worden? Man hat Bilder von Freiheit und Ungebundenheit gezeigt, wonach sich fast jeder in der Gesellschaft sehnt, vor allem Teenager, die in der Phase von Zuhause aufbrechen wollen (matching und mirroring), und hat diese Leute dann in die Richtung gelenkt, in der man sie haben wollte (etwas zu kaufen, in diesem Fall Zigaretten). Fast jede Werbung funktioniert so.
Wenn man Menschen aber dazu bringt, ihre Überzeugungen, die, für die sie gekämpft haben, und die, mit denen sie gekämpft haben, zu verraten - was die meisten von ihnen tun werden, wenn man sie dafür lobt, dass sie „in ihrem Kampf um Weiterentwicklung beharren“, weil sie tödliche Angst haben, ihren sozialen Kreis und die Bedeutung ihres „spirituellen Fortschritts“ zu verlieren -, nennt man das natürlich Gehirnwäsche.
2) Aber es gibt noch ein 2. Potentielles Problem neben der Möglichkeit, die Organisationen, denen man helfen will, zu destabilisieren.
Das zweite Problem ist das eigene „Mindset“.
Wenn man nach all der Arbeit und all den Mühen von den eigenen Leute verraten und exkommuniziert wird, und davon tief verletzt ist, hat man die Wahl, allein zu bleiben, oder sich dem Feind anzuschließen und zumindest einige der Vorteile dieser Gesellschaft zu erhalten – und sich vielleicht auch noch an denen, die einen verraten haben zu rächen.
Nur sehr wenige Menschen werden sich dafür entscheiden, langfristig allein zu bleiben, nur um das Richtige zu tun.
Aber einige tun es.
Die meisten werden zu Einzelgängern, aber manche werden sehr gut darin, sich an beide Lager anzupassen, um die Kommunikation zwischen ihnen zu fördern. Aber irgendwann wird es selbst für Vertraute extrem schwierig zu erkennen, ob sie immer noch das tun, was sie am Anfang vorhatten, d.h. Brücken zu bauen, Frieden zu stiften, oder ob sie das getan haben, was die Engländer„going native“ nennen - ob sie Überläufer geworden sind und nun ihre eigenen Leute als „Doppelagenten“ verraten - , oder ob sie beide verraten und nur das tun, was für sie gut ist, oder ob etwas ganz anderes vor sich geht.
Nicht jedes Chamäleon ist ein Psychopath oder Soziopath, und nicht jeder Einzelgänger ist asozial. Aber viele von ihnen sind es, und das weiß die Gesellschaft auch.
Die einzige Möglichkeit, diesem Schicksal zu entgehen, wenn man die Brücke, der Vermittler sein will, ist die Verbindung mit einer höheren Macht, die einen auf dem rechten Weg hält und einen wissen lässt, wenn man vom Weg abgekommen ist, ohne es zu merken.
In Geheimdiensten, die sich der Gefahr natürlich auch bewusst sind, ist das der „Handler“. Aber Umweltschutz- und Friedensbewegungen haben in der Regel keine „Handler“.
Deshalb hatten die meisten derjenigen, die wirklich einen bedeutenden Wandel in der Kultur für das Gute bewirkten, einen starken Glauben an eine höhere Macht und waren spirituell weit über das hinaus entwickelt, was die meisten Menschen jemals erreichen. Denn nur durch diese Entwicklung war und ist sichergestellt, dass die Brückenbauer nie alleinstehen müssen, auch wenn sie physisch und/oder sozial isoliert werden – was früher oder später passieren wird. Denn sie werden eine Gemeinschaft auf einer höheren Ebene haben, die sie leiten wird.
Martin Luther King, Mahatma Ghandi und Mutter Teresa waren allesamt hoch spirituelle Menschen – Sadhguru, als Guru, ist das per definitionem, und wenn Ihr Jane Goodall‘s jüngstes Interview gesehen haben, dann wisst Ihr, dass Jane Goodall das auch ist und von Anfang an war – die hat Spiritualität nur nicht mit Religion gleichgesetzt.
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